Kein Kind wird als Täter geboren – aber gemacht

Warum Gewalt oft viel früher beginnt, als wir denken – und was wir wirklich tun müssen

Erfurt. München. Graz. Immer wieder erschüttern uns Amokläufe an Schulen. Zehn Tote, viele Verletzte, ganze Gemeinschaften traumatisiert. Und eine Gesellschaft, die betroffen schweigt. Doch Schweigen schützt keine Kinder. Und es heilt keine Wunden.

Kein Kind wird als Täter geboren.

Diese Jugendlichen waren keine „Monster“. Sie waren Kinder – oft lange selbst Opfer. Kinder mit brüchigem Selbstwert. Ohne Halt. Ohne Stimme. Und fast immer mit einer Geschichte, die geprägt ist von Mobbing, emotionaler Vernachlässigung, innerer Überforderung – und dem Gefühl: „Ich bin nichts wert.“

Solche stillen Hilfeschreie werden oft überhört. Bis sie sich in zerstörerischer Gewalt entladen.

Denn der wahre Amoklauf beginnt nicht mit dem ersten Schuss.
Er beginnt mit Ausgrenzung, Einsamkeit, Spott.
Mit innerer Not, die niemand sieht – oder sehen will.
Wenn ein Kind sich fürchtet, nicht vor Lehrern, sondern vor Mitschülern.
Wenn niemand fragt, warum jemand wütend ist, weint oder plötzlich schweigt.
Wenn emotionale Not zur Normalität wird.
Dann beginnt Gewalt – im Stillen.

Laut Studien leiden allein in Deutschland rund 500.000 Kinder dauerhaft unter Mobbing. Manche sprechen von über einer Million Betroffenen. Viele tragen ihr Leid leise. Einige zerbrechen daran. Und einige eskalieren – mit verheerenden Folgen.

Wir wissen längst, dass es nicht reicht, nach jeder Tat zu fragen: Warum?
Wir müssen endlich das Wie beantworten.
Und das beginnt bei echter Prävention.

Was Kinder wirklich brauchen

Echte Prävention bedeutet mehr als Sicherheitskonzepte.
Sie beginnt mit innerer Sicherheit. Mit Selbstwahrnehmung. Mit Verbindung.

Kinder brauchen Räume, in denen sie sich selbst spüren lernen.
In denen sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind.
In denen sie erleben dürfen:
„Ich bin wütend – und das ist okay.“
„Ich habe Angst – und ich werde gehört.“
„Ich fühle – und das macht mich nicht schwach.“

Als Yogalehrerin für Kinder und Jugendliche und Coach für ganzheitliche Gesundheit sehe ich täglich, wie dringend junge Menschen solche Räume brauchen. Viele wissen nicht, wie sich Ruhe anfühlt. Wie Vertrauen sich anfühlt. Wie es geht, mit sich selbst in Kontakt zu kommen – bevor der Schmerz übernimmt.

Ganzheitliche Prävention wirkt – auf drei Ebenen

In meinem Ansatz verbinde ich emotionale, geistige und körperliche Gesundheitsbildung.
Denn Kinder sind mehr als Verstand. Sie denken, fühlen, spüren.

Durch regelmäßiges Yoga, achtsame Körperarbeit, Reflexion und Raum für Gefühle lernen Kinder,

sich innerlich zu stabilisieren,

Impulse wahrzunehmen, bevor sie explodieren,

und sich selbst zu verstehen, bevor sie andere verletzen.

Ganzheitliche Prävention bedeutet:
Stärken statt Überfordern. Spüren statt Abschalten.
Sich verbunden fühlen – statt verloren.

Jetzt ist die Zeit zum Handeln

Wir dürfen nicht warten, bis wieder etwas passiert.
Wir müssen jetzt beginnen – gemeinsam.
Mit mutiger Bildungsarbeit, verlässlicher Prävention und dem Einsatz für sichere, fühlbare Räume in Schulen, Kitas und Jugendzentren.

Denn Frieden beginnt in der Kindheit.
Auf der Yogamatte. Im Gespräch. In echter Verbindung.

– Elena Knaus

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